Strassenbahn Schaffhausen Schleitheim St.S.S.
Die Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim
Am 1. Oktober 1964 wurde die «nördlichste Bahn der Schweiz», die Strassenbahn
Schaffhausen–Schleitheim (St.S.S.), durch den Autobusbetrieb
Schaffhausen–Schleitheim–Beggingen ersetzt. Damit fand ein Stück Eisenbahn-
Geschichte seinen Abschluss, das während mehr als hundert Jahren die Schaffhauser
Bevölkerung immer wieder beschäftigt hatte. Schon bald nach der Mitte des 19.
Jahrhunderts tauchten nämlich die ersten Projekte auf, die der Gemeinde
Schleitheim zu einem Eisenbahn-Anschluss verhelfen sollten. Im Jahre 1905 waren
dann die Schleitheimer am Ziel. Eine meterspurige elektrische Strassenbahn verband
sie fortan mit der Kantonshauptstadt. Der technische Fortschritt im Bereiche der
elektrischen Überlandbahnen, vor allem aber der unermüdliche Einsatz des
damaligen Baudirektors, Regierungsrat Jakob Keller (1847–1914), hatten es ermöglicht,
dass die letzten Hürden genommen werden konnten.
Die Bahn, deren Rollmaterial fast ausschliesslich von der in Neuhausen ansässigen
SIG und der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) geliefert wurde, war dann allerdings
zeitweise ein rechtes Sorgenkind. So war von Anfang an beim Gleisbett zu sehr
gespart worden, ausserdem gestaltete sich die finanzielle Situation bereits in den
1920er-Jahren wenig erfreulich. Im Zweiten Weltkrieg (Benzinknappheit!) dagegen
erwies sich die Bahn als eigentlicher Rettungsanker. Hier zeigte es sich nun, was eine
bescheidene Schmalspurbahn zu leisten imstande war (und ist). Waren im Jahre 1938
ganze 276'000 Passagiere befördert worden, so stieg ihre Zahl im Jahre 1945 auf fast
600'000! Leider sah sich die St.S.S. in der Nachkriegszeit immer mehr in die
bekannte Rolle des Mohren nach vollbrachter Pflicht zurückversetzt. Den immer
zahlreicheren Automobilisten erschienen die massigen Wagen der Bahn bald nur
noch als lästiges Verkehrshindernis. Es erwies sich jetzt als grosser Nachteil, dass eine
durchgehende Trennung von Schiene und Strasse, die Verlegung der Gleise und der
Fahrleitungs-masten auf einen eigenen Bahnkörper, nie konsequent und energisch
an die Hand genommen worden war. Ausserdem waren auch jegliche Investitionen
unterblieben, die – vor allem im Bereich des Rollmaterials – das Image eines
fortschrittlichen und zukunftsträchtigen Betriebes hätten begründen können. Von
der Umstellung auf einen Busbetrieb verprach man sich überdies – zu Recht – mehr
Flexibilität bei der Gestaltung des Netzes (Anschluss von Beggingen und Gächlingen).
Trotz – oder vielleicht wegen? – der zahlreichen Unzulänglichkeiten trennten sich
viele Benützer und Sympathisanten nicht leicht von ihrer Bahn, obwohl im Zeitpunkt
der Einstellung die allgemeine Nostalgiewelle noch nicht einmal im Anrollen war.
Heute erinnern nur noch wenige Relikte an die alte St.S.S. Insbesondere die sechs
Motorwagen sind längst den Weg alles Irdischen gegangen. Hingegen erwarb die
Gemeinde Schleitheim 1977 ein schönes Modell eines Motorwagens im Massstab 1:22,
das im Ortsmuseum in Schleitheim zu besichtigen ist. Erhalten geblieben sind auch
das hübsche Stationsgebäude in Löhningen und das Wartehäuschen auf der
«Siblinger Höhe».
Das Rollmaterial der StSS
1905 startete die StSS mit den vier Motorwagen Nr. 1 – 4, den drei Personenanhängern
Nr. 11 – 13, den 3 gedeckten Günterwagen Nr. 21 – 23 sowie den drei offenen
Güterwagen Nr. 31 – 33. Das gesamte Rollmaterial wurde in der Wagenfabrik der SIG
hergestellt.
Die letzten Fahrzeuge, die gekauft wurden, waren der Personenwagen C4 Nr. 61 (1920)
und der Motorwagen CFe 4/4 Nr. 6 (1921) . In eigener Werkstatt wurde 1940 der
geschlossene Güterwagen K 29 aus Ersatzteilen dem K 28 nachgebaut.
Mit folgendem Rollmaterial versah die StSS ihren Dienst bis 1964:
6 Personen-Motorwagen
1 Güter-Motorwagen
9 Personenwagen
9 geschlossene Güterwagen
5 offenen Güterwagen
5 Holztransportwagen
2 Dienstfahrzeuge
Details zum Rollmaterial siehe nachfolgende Seiten